Zwangsarbeit in Lemgow
Abbildung 1: Denkmal der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen auf dem Friedhof Predöhl
Abbildung 3: Friedhofs plan Predöhl 2.1.2.1/70595600, ITS Digital Archive, Arolsen Archives (Dokument der Gemeinde Predöhl)
Ein unscheinbarer Stein, welcher daran erinnert, was vor über 75 Jahren gesche-hen ist.
Der Stein ist ein Denkmal, der an die Zwangsarbeiter*innen und Kriegsge-fangenen aus der Region um Lemgow erinnern soll, und steht auf dem Friedhof der „Hohen Kirche“ bei Predöhl.
Auf dem Friedhof liegen mindestens drei namentlich benannte Zwangsarbeiter und sechs unbekannte sowjetische Kriegsgefangene.
Nach dem Ende des Krieges mussten die Kirchengemeinden Pläne von ihren Friedhöfen anfertigen, auf denen unter anderem auch Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene verzeichnet wurden.
Anhand des Kirchenplanes der „Hohen Kirche“ bei Predöhl und anderen Dokumenten ist zu vermuten, dass alle Zwangsarbeiter*innen und Kriegsge-fangenen auf dem Grabfeld 12 begraben wurden.
Abbildung 2: „Hohe Kirche“ Predöhl„Hohe Kirche“ Predöhl lhttps://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/ b/b7/HoheKircheLemgow3.jpg/1200pxHoheKircheLemgow3.jpg
Arbeitskommando Schmarsau 1
Zwei der bislang sechs unbekannten russischen Kriegsgefangenen konnten im Zuge unserer Recherche ermittelt werden. Es handelt sich um Rahmat Kasimov und Kurban Najarov, welche in Schmarsau in dem Arbeitskommando 3436 des Stalag(s) XI B Fallingbostel, zugeordnet waren.
Rhamat Kasimov ist 1902 in der Region Baku geboren und kämpfte als Soldat der Roten Armee in Sewastopol auf der Halbinsel Kertsch gegen die 11. Armee, unter Führung des Generals Erich von Manstein. Als die Festung von den Deutschen übernommen wurde, geriet er in Kriegsge-fangenschaft. Am 07.07.1942 starb er in Schmarsau in Gefangenschaft.
Dokument zu Rhamat Kasimov https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=30065 2926&p=1
Kurban Najarov ist 1914 in Kargontsy geboren und kämpfte ebenfalls als Soldat der Roten Armee auf der Halbinsel Kertsch, in der gleichnamigen Stadt Kertsch, gegen die deutsche Wehrmacht.
Mit der Übernahme von Kertsch geriet er ebenso in Kriegsgefangenschaft in Schmarsau und starb am 22.1.1943 ebenfalls noch in Gefangenschaft befindlich.
Dokument zu Rhamat Kasimov https://obd-memorial.ru/html/info.htm?id=30065 2926&p=1
Arbeitskommando Schmarsau 2
Beide Kriegsgefangenen wurden nach ihrer Gefangennahme zunächst in das Stalag VI K (326) Senne transportiert, wo sie registriert wurden. Im Dezember 1942 wurden beide nach Schmarsau versetzt und zur Arbeit eingesetzt.
​
Hier ein Beispiel, wie das Lager ausgesehen haben kann:
Abbildung 4: Unterkunft sowjetischer Kriegsgefangener in Blütlingen,ca. 1942/42 Quelle: Museum Wustrow
Zwangsarbeiter in Lemgow
Bei den Zwangsarbeitern, welche in der Region Lemgow eingesetzt waren worden, handelt es sich um :
​
Martha Gratschaschina
​
Martha Gratschaschina war eine Zwangsarbeiterin aus Chwielawa/Ukraine und war in Predöhl eingesetzt, wo sie am 11.08.1944 durch Selbstmord starb. Was der Grund für den Selbstmord war, wissen wir nicht, doch die schlechten Lebensbedingungen und die hoffnungslose Lage der Zwangsarbeiterin könnten durchaus eine Rolle gespielt haben.
Abbildung : Martha Gratschaschina,2.1.2.1/76616390, ITS Digital Archive, Arolsen Archive
Witold Piasecki
Auch ist es oftmals vorgekommen, dass Zwangsarbeiter*innen schon sehr jung gestorben sind, wie Witold Piasecki, welcher Berichten zufolge am 6.7.1922 geboren wurde und am 8.7.1942, mit gerade einmal 20 Jahren, in Schmarsau gestorben ist und ebenfalls in Predöhl begraben wurde.
Dokument zu Witold Piasecki
Liste von Zwangsarbeitern und Position des Grabfeldes. Beispielsweise ist hier der Sterbeort von Witold Piasecki verzeichnet.
Quelle: Martha Gratschaschina,2.1.2.1/76616390, ITS Digital Archive, ArolsenArchive
Josef Junowicz
​
Lediglich 34 Jahre alt wurde Josef Junowicz, welcher ebenfalls ein Zwangsarbeiter war und laut seiner Sterbeurkunde am 18.04.1910 in Kamogile/ Polen geboren wurde. Er war in Großwitzeetze und Simander eingesetzt, wo er dann am 21.01. 1944 gestorben ist.
Abbildung 5: Sterbe Urkunde von Josef Junowicz Abbildung 6: Rückseite der Sterbe Urkunde von Josef Junowicz
Meine Recherchen sollen zeigen, dass es selbst in einer kleinen Gemeinde wie Lemgow, Zwangsarbeit gab und stattgefunden hat. So wie es überall in Deutschland war, auch wenn man es gar nicht glauben kann oder glauben möchte. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass so etwas wie Zwangsarbeit nicht in Vergessenheit gerät und dass so viel wie möglich aufarbeitet wird, damit so etwas (in Deutschland) nicht wieder passiert, da es in vielen Ländern immer noch stattfindet.
Grabstein: eigene Aufnahme
Witold Piasecki: Zusendung des Arolsen Archivs.
Sterbeurkunde Josef Junowicz vorderseite: Josef Junowicz,1/76770154, ITS Digital Archive, ArolsenArchive
Sterbeurkunde Rückseite: Josef Junowicz, Josef Junowicz,2/76770154, ITS Digital Archive, ArolsenArchive
Liste bei Witold Piasecki: 1/70595600, ITS Digital Archive, ArolsenArchive
© 202I. Erstellt mit Wix.com